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LOVE PROPAGANDA
Liebe für alle? Reichtum und Geld für die wenigen?
Geld für alle! Liebe für die wenigen!
Verbindlichkeit und Verfügbarkeit stehen sich unvereinbar gegenüber. Wir wollen immer eine Lösung. Die Wahrheit ist: Wir müssen aushalten, dass es keine gibt.
Vielleicht sollte nicht die Ähnlichkeit zwischen uns die Grundlage einer Kommunikation sein, sondern unsere Differenz. Bisher sortieren wir alles aus, was nicht passt. Aber es gibt ja nicht nur Männer, sondern auch Frauen mit Bartwuchs, und die rasieren und wachsen sich, damit sie aussehen wie die Frau aus dem Biologiebuch. Oder denken Sie an die Arche Noah. Angeblich steht sie für Vielfalt, in Wahrheit ist sie das genaue Gegenteil: zwei Eisbären, zwei Gorillas, zwei Elefanten, immer ein Männchen und ein Weibchen. Was aber ist mit dem schwulen Pavian und dem transsexuellen Zebra? Schon Brecht hat gejammert: »Penis und Vagina, immer nebeneinander, immer dasselbe.«
(Rene Pollesch)
PEACE PROPAGANDA
the implicit message of the propaganda of peace: advocating domesticated citizenship, consumer sovereignty and abstention from political activism while all the time assuring us that there is no alternative.
„Die Erfahrung der Relativität und Brüchigkeit unserer Lebenswelt, die früher nur Künstler und Irre [sic] quälte, ist allgemein geworden. Jetzt haben Künstler und Irre die Aufgabe, ihren Erfahrungsvorsprung der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen und nicht nur die erratischen Ergebnisse ihrer Arbeit. Vielleicht kam Beuys deshalb auf die Idee zu sagen, jeder ist ein Künstler, weil vielleicht niemandem etwas anderes übrig bleibt, als Künstler zu werden, angesichts der Erosion von Sprache, die Lüge und Wahrheit nicht unterscheiden kann, angesichts der Belanglosigkeit von Moral, die längst als Marketingstrategie durch- schaut ist oder zur Legitimitation von Verbrechen dienst; angesichts des Endes objektiver Gewißheit, die als willkürliche Konstruktion dechiffriert ist, und angesichts der Einsicht in die Unmöglichkeit planvollen Handelns, das regelmäßig an seinen Nebenfolgen scheitert. Dies alles kann man gleichzeitig als Schrecken und als Chance erleben. In der sogenannten Politik aber werden diese Sachen vollkommen ignoriert, und das geht nicht. Deshalb bin ich […] für so etwas wie fiktive Authentizität, die sich selbst als solche durchschaut. Was bleibt, ist Staunen, Trauern und auf einer rational nicht faßbaren Grundlage so zu tun, als könnte man rational handeln.“ (Carl Hegemann: „Für ein postcaritatives Theater“)
PROPAGANDA Everyday?
„Die Vorstellung, dass der Konsument der eigentliche Souverän des Staates sei, hat insbesondere hierzulande eine lange, tatsächlich bis in die Tage Monarchie zurückreichende Geschichte, die der Ökonom und Politikwissenschaftler Philipp Lepenies in seinem aktuellen, sehr informativen und gut lesbaren Buch „Verbot zu Verzicht“ aufrollt. Die Vordenker, Stichwortgeber und Apologeten des Neoliberalismus, zu denen auch die österreichischen Ökonomen Ludwig von Mises (1881-1973) und Friedrich August von Hayek (1899-1992) zählen, haben maßgeblich an der Entstehung und Verfestigung eines heute wirkungsmächtigen Narrativs mitgewirkt, das Lepenies als „Illegitmacy Thesis“ bezeichnet: der Auffassung nämlich, dass jegliche Versuche des Staates, durch Verbote oder Verzichtsimperative in das Konsumverhalten der Staatsbürger:innen einzugreifen, Manifestation eines ungerechtfertigten Zwangs und im Namen des höchsten ethischen Gutes, der Freiheit des Individuums, abzulehnen sei.
Dieser ebenso abstrakten wie ideologisch aufgeladenen Opposition von (individueller) Freiheit und (kollektivem) Zwang, der jeder Versuch, das Allgemeinwohl durch staatliche Interventionen oder korporatistische Aushandlungsprozesse zu befördern – Mindestlöhne, Mietpreisdeckelungen, allgemeine Krankenversicherung et al – als Baustein der Errichtung einer sozialistischen Diktatur gilt, basiert ihrerseits auf einer Überzeugung, die Hayek-Verehrerin Margaret Thatcher im September 1987 in einem notorisch gewordenenen, aber meist nicht ganz korrekt zitierten Interview mit dem Frauenmagazin Women’s Own zum Ausdruck gebracht hatte: „Ich denke, dass wir gerade eine Periode durchmachen, in der man zu vielen Kindern und Menschen zu verstehen gab: ,Ich habe ein Problem, und es ist die Aufgabe der Regierung, mit diesem fertig zu werden. […] ,Ich bin obdachlos, die Regierung muss mir ein Dach über den Kopf geben!‘, und so wälzen sie ihr Problem auf die Gesellschaft ab. And who is society? There is no such thing!“
Ganz auf der Linie von Hayek, der Freiheit im Wesentlichen mit Konsumfreiheit in eins setzt, hat der englische Ökonom Williamm H. Hutt (1899–1988) das Konzept der „consumer sovereignity“entwickelt. Die Macht im Staate fiele, so Hutt, den Staatsbürger:innen zu, solange diese nur über Konsumentscheidungen ausgeübt würde, anstatt sie an (notwendig autoritäre) staatliche Instanzen zu delegieren. Ikonografischen Ausdruck fand diese Auffassung auf dem Cover der zweiten, 1960 erschienenen Ausgabe des ursprünglich 1944 erschienenen Buches „How We Live“ von Fred G. Clark und Richard S. Rimanoczy: Es zeigt eine mit „Costumer“ beschriftete Krone und ein Szepter, auf dem „Power to Choose“ steht. In dem von einer mehrteiligen TV-Serie begleiteten Bestseller „Free to Choose“ hat es der monetaristische Ohrenbläser Ronald Reagans, Milton Friedman (1912-2006) – eines muss man dem Neoliberalismus lassen: Seine Apologeten erreichen alle ein nahezu biblisches Alter – wie folgt ausgedrückt: „Wenn man jeden Tag im Supermarkt wählen geht, kriegt man genau das, was man möchte.“
Ich möchte mich hier nicht mit Kenntnissen ökonomischer Theorie brüsten, über die ich nicht verfüge. Aber der ideologische Aufwand, der seit vielen Jahrzehnten betrieben wird, um einen kompletten Bullshit wie das Dogma, allein der „freie Markt“ sei in der Lage, alle bürgerlichen Freiheiten zu garantieren, muss alle, die ihre sieben Zwetschken noch einigermaßen beinander haben, in helles Erstaunen, ja grelles Entsetzen stürzen.“
(Klaus Nüchtern in falter.maily #870)
https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/die-wahrheit-ueber-desinformation-102.html
https://www.derstandard.at/story/2000137564718/auf-1-report-24-und-wochenblick-russische-propaganda-aus-oberoesterreich
